Unsere Augen haben sehr viele Funktionen, und können weitaus mehr, als nur schwarze Schrift auf hellem Hintergrund lesen. Viele dieser Funktionen werden erheblich durch die ständige Bildschirmtätigkeit beeinträchtigt. Um gesund zu bleiben, brauchen unsere Augen sogar eine Abwechslung durch unterschiedliche Sehreize. Schauen wir uns zunächst an, wie Ihre Augen am Bildschirm sehen.
Einen ganz besonderen Stellenwert nimmt hier die Augenlinse ein. Die Augenlinse befindet sich in Ihrem Auge und kann durch Verformung das ins Auge einfallende Licht unterschiedlich stark brechen. Dadurch können wir in unterschiedlichen Entfernungen scharf sehen. Diesen Vorgang nennt man Akkommodation. Durch konzentriertes Arbeiten am Monitor wird diese Funktion des Auges kaum benutzt. Die Augen schauen fast durchgängig in eine Entfernung. Dadurch verspannt sich der Ziliarmuskel, der die Augenlinse steuert. Die Folge davon: unsere Augen können sich nicht mehr so schnell auf unterschiedliche Entfernungen einstellen, wodurch die Altersweitsichtigkeit gefördert wird. Bei jungen Menschen führt dies häufig zu einer Zunahme der Kurzsichtigkeit. Dies wurde sogar durch zahlreiche wissenschaftliche Studien bestätigt.
Eine weitere Funktion unserer Augen – die für uns sehr selbstverständlich klingt – ist die Wahrnehmung von Licht, Dunkelheit sowie Farben und Formen. Unsere Augen empfangen Licht und wandeln dieses Licht in der Netzhaut in einen elektrischen Impuls um. Bei diesem Prozess wird der Sehfarbstoff, das sog. Rhodopsin verbraucht. Der Sehfarbstoff muss immer wieder neu gebildet werden. Der Körper kann den Sehfarbstoff aber nur bilden, wenn kein Licht ins Auge fällt. Unsere Augen benötigen folglich Dunkelheit um Sehen zu können. Am Bildschirm sind unsere Augen permanent künstlichem Licht ausgesetzt. Das künstliche Licht ist für unsere Augen und unser Gehirn sehr fordernd. Denn das künstliche Licht besitzt eine andere Farbzusammensetzung als das natürliche Licht und enthält zusätzlich einen sehr hohen Blaulichtanteil, welcher sich schädigend auf die Netzhaut auswirkt. Auch ist das Licht viel intensiver weshalb beim Lesen am Monitor mehr Sehfarbstoff verbraucht wird, als z.B. beim Lesen eines Buches. Die Augen brauchen dadurch viele kleine Erholungspausen, um trotz Bildschirmarbeit gut funktionieren zu können.
Auch sind unsere Augen nicht dafür geschaffen um nur zweidimensionale Bilder zu verarbeiten. Uns wurden zwei Augen gegeben, damit wir räumliche Bilder wahrnehmen können. Unsere beiden Augen liefern von unserer Umgebung zwei leicht unterschiedliche Bilder, wodurch unser Gehirn ein räumliches Bild wahrnehmen kann.
Dafür ist es wichtig, dass unsere beiden Gehirnhälften gut miteinander verknüpft sind und beide Augen in die gleiche Richtung blicken können. Durch vermehrte PC Arbeit, wird unser Gehirn einseitig gefordert, wodurch sich häufig eine Gehirnhälfte abschaltet. Zusätzlich benötigen wir die Funktion des räumlichen Sehens am Bildschirm überhaupt nicht, da die virtuelle Welt zweidimensional ist. Diese beiden Faktoren wirken sich negativ auf das räumliche Sehen aus.
Ein weiterer Aspekt des Sehens ist die Wahrnehmung von Bewegung. Mit unserem peripheren Gesichtsfeld (seitlichen Gesichtsfeld) können wir durch Querverschaltungen in der Netzhaut Bewegungen wahrnehmen. Am Bildschirm wird das seitliche Gesichtsfeld nicht benötigt und durch Stress und Leistungsdruck, sowie eine angespannte Atmung wird das seitliche Gesichtsfeld zum Teil abgeschaltet. Dadurch entsteht bei vielen Bildschirmtätigen der sog. Tunnelblick. Die Folge davon: Gefahren im Straßenverkehr wie z.B. der berühmte Ball, welcher auf die Straße rollt kann nicht so früh erkannt werden. Aber auch herannahende Autos, Personen oder Radfahrer werden nicht so schnell erkannt wie früher.
Viele Umfragen ergeben, dass ca. 80% der Personen, die viel Zeit vor dem PC verbringen unter trockenen und brennenden Augen leiden. Dies ist darauf zurückzuführen, dass durch die hohe Konzentration am Bildschirm, die Lidschlagrate drastisch sinkt. Dadurch werden die Augen zu wenig befeuchtet und werden trocken. Die Folge davon: verschwommenes Sehen, gerötete, brennende, juckende Augen bis hin zu einem Gefühl von Sandkörnern unter den Augenlidern.
Einen Punkt möchte ich gerne noch herausgreifen, welcher sehr bedeutend ist für eine gesunde Sehkraft. Es ist die Augenbeweglichkeit. Unsere Augen machen sehr viele kleine Mikrobewegungen beim Sehen. Je schneller und feiner diese Bewegungen sind, desto mehr Informationen fallen auf die Macula (die Stelle des schärfsten Sehens) in der Mitte unserer Netzhaut. Je mehr Informationen auf diese Stelle fallen, desto klarer und deutlicher ist das Bild. Viele Menschen beginnen am Bildschirm zu starren und verkrampfen dadurch die Augenmuskulatur. Die Mikrobewegungen werden gröber und dadurch sinkt die Bildqualität der Augen.
Dies sind nur die wichtigsten Faktoren, die sich negativ auf die Sehkraft auswirken. Es gibt noch zahlreiche andere Veränderungen der Augen durch die PC – Arbeit.
Hier nun einige Tipps und Übungen für Personen, die viel Zeit vor einem Bildschirm verbringen:
1) Um die Augenlinse elastisch zu halten, sollten Sie regelmäßig verschiedene Gegenstände in unterschiedlichen Entfernungen betrachten.
2) Damit sich Ihre Augen vom künstlichen Licht erholen können, sollten Sie sich ausgleichend viel in der Natur aufhalten.
3) Ihre Augen brauchen Dunkelheit um den Sehfarbstoff aufzubauen. Die Übung »Palmieren«, hilft, den Sehfarbstoff wieder aufzubauen:
Palmieren:
Reiben Sie Ihre Handflächen aneinander, bis Ihre Hände angenehm warm sind. Legen Sie Ihre Hände so übereinander, dass die Finger übereinander liegen und die Arme gemeinsam mit der Tischplatte auf der Sie Ihre Ellbogen abstützen ein Dreieck bilden. Legen Sie die Finger auf Ihre Stirn und die beiden Handballen auf Ihrem rechten und linken Jochbein ab. Ihre Hände bilden Höhlen für Ihre Augen. Sorgen Sie dafür, dass kein Licht mehr durch die Hände dringen kann. Schließen Sie Ihre Augen. Atmen Sie nun immer wieder tief ein und tief aus. Genießen Sie die Dunkelheit genießen Sie es, für ein paar Minuten nichts anschauen zu müssen. Ihre Augen bleiben geschlossen und Sie nehmen nun behutsam Ihre Hände vom Gesicht. Öffnen Sie nun mit sanften Blinzelbewegungen Ihre Augen. Lassen Sie die Umgebung auf sich wirken, aber schauen Sie nichts direkt an. Lassen Sie diese Übung noch einen Moment nachwirken.
4) Um beide Gehirnhälften miteinander zu verbinden eignet sich besonders gut eine Übung aus der Kinesiologie: Die liegende Acht
Zeichnen Sie mit Ihrer Hand eine liegende Acht vor Ihr Gesicht. Verfolgen Sie dabei Ihre Hand mit Ihren Augen. Dies können Sie wahlweise mit den einzelnen Augen durchführen, sowie mit oder ohne Kopfbewegung.
5) Um das seitliche Gesichtsfeld zu aktivieren können Sie beim nächsten Spaziergang einmal bewusst schauen, ab wann Sie Bewegungen im seitlichen Gesichtsfeld wahrnehmen können.
6) Um die Beweglichkeit der Augen und damit die Mikrobewegungen zu fördern eignet sich besonders das Augenyoga.
Bei dieser Übung halten Sie den Kopf still und bewegen nur die Augen. Führen Sie jede der folgenden Augenbewegungen jeweils 12 Mal mit offenen Augen und 12 Mal mit geschlossenen Augen durch:
Blicken Sie von oben nach unten und von unten nach oben, schauen Sie von rechts nach links und links nach rechts sowie von rechts oben nach links unten und von links unten nach rechts oben und zum Abschluss von links oben nach rechts unten und von rechts unten nach links oben. Lassen Sie jetzt Ihre Augen im Uhrzeigersinn sowie entgegen dem Uhrzeigersinn kreisen. Da diese Übung sehr anstrengend ist können Sie bei Bedarf zum Abschluss palmieren.
7) Fügen Sie Ihrem Körper ausreichend Nährstoffe zu. Besonders wichtig für Personen, die viel Zeit im künstlichen Licht verbringen ist Lutein und Zeaxanthin um die Netzhaut vor blauwelligem Licht zu schützen. Aber auch Vitamin E und Vitamin C sind sehr wichtig, um die Elastizität der Augenlinse zu erhalten.
8) Blinzeln Sie in regelmäßigen Abständen ganz bewusst ein paar Mal hintereinander und trinken Sie viel stilles Wasser, damit der Tränenfilm stabil bleibt.
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