Achtsamkeit von Sandy Taikyu Kuhn Shimu

Im buddhistischen Kontext wird Achtsamkeit mit dem Begriff »Sati« übersetzt. Sati gilt als essentielle Grundvoraussetzung für Zufriedenheit, Klarheit, Bewusstheit, Ruhe, Gelassenheit, Stabilität und Gleichmut. Sati kann aber auch mit Besinnung, Kraft, Fähigkeit oder Gründlichkeit übersetzt werden und deutet damit klar an, was für ein hoher Stellenwert diese geistige Tugend auf dem Weg der spirituellen Entwicklung hat. Die rechte Achtsamkeit, als siebtes Glied, findet sich auch im »Edlen Achtfachen Pfad«, in der Vertiefungsgruppe, neben der rechten Anstrengung und der rechten Sammlung, wieder. Achtsamkeit gehört zu den fünf Kräften bzw. den fünf Fähigkeiten, die wir auf dem Weg zur Erleuchtung benötigen und sie ist gleichzeitig auch das erste von sieben Erleuchtungsgliedern die zur grossen Befreiung führen. Achtsamkeit ist also eine grundlegende Fähigkeit auf dem Weg zur Erkenntnis, Weisheit und zur Erleuchtung.

Abbildung Buddha Sonnenuntergang
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Es gibt eine kleine, schöne Anekdote aus dem Leben Buddhas. Ein eifriger Mönch übte Tag und Nacht, er war bestrebt, die Lehre Buddhas zu verwirklichen und Erleuchtung zu erlangen. Der Orden der Mönchsgemeinschaft zählte bereits sehr viele Mitglieder und es war nötig, dass ein sehr ausführliches Regelwerk den Umgang der Mönche untereinander bestimmte. Der Mönch war aber nicht in der Lage, sich die über zweihundert Regeln zu merken und bat Buddha um Rat. Der Meister erkannte wie gewissenhaft sein Schüler seine Lehre verfolgte und kürzte das Regelwerk für diesen Mönch auf zehn Regeln. Motiviert übte der Mönch weiter, doch schon nach wenigen Tagen stand er erneut hilf- und ratlos vor dem Erhabenen. Er war nicht in der Lage gewesen, sich diese zehn Regeln zu merken. Bestürzt über sein Versagen, wollte der Mönch die Gemeinschaft verlassen. Buddha aber sprach zu ihm: „Bist du in der Lage, dir eine einzige Regel zu merken?“ „Ja, Meister, ganz gewiss bin ich dazu fähig!“ gab der Schüler hoffnungs- und erwartungsvoll zur Antwort. „Gut“, sprach der Meister, „Sei achtsam!“

Die rechte Achtsamkeit gilt als Grundlage für alle anderen Tugenden auf dem buddhistischen Weg. Die rechte Achtsamkeit wurde von Buddha immer wieder als Kern- oder Herzstück bezeichnet. Sie bedeutet, in den gegenwärtigen Moment zurückzukehren. Das chinesische Schriftzeichen für rechte Achtsamkeit 正念 (zhèng niàn) setzt sich aus den Worten »jetzt« und »Geist bzw. Herz« zusammen. Mit dem Herzen und dem Geist im Hier und Jetzt anwesend zu sein, das bedeutet die rechte Achtsamkeit. In der Traditionellen Chinesischen Medizin, der TCM, gibt es eine Verbindung zwischen dem Herzen und dem Geist. Man sagt, dass das Herz den Geist beheimatet bzw. dass das Herz den Geist nährt. Das Herz ist der Ort, wo sich etwas bewegt, in ihm kann man die Auswirkungen des Geistes wahrnehmen und fühlen. Achtsamkeit verhilft Ihnen zu einer wirklichen Präsenz und zu mehr Energie im Augenblick. Sie fördert zudem Ihr Mitgefühl und Ihr Verständnis im Umgang mit sich selbst und mit Ihren Mitmenschen. Rechte Achtsamkeit schenkt Ihnen die Möglichkeit zur Transformation.

Foto Autorin Sandy Taikyu Kuhn ShimuBeziehen Sie Ihren Körper, Ihre Empfindungen und Ihren Geist in jede Ihrer Handlungen ein. Übertragen Sie diese Lebenskunst auf alle Aspekte in Ihrem täglichen Leben! Bei der rechten Achtsamkeit erreichen Sie eine vollständige Präsenz im Hier und Jetzt. Versuchen Sie, ihren Geist ruhig, friedlich und zentriert zu halten.

Wenn Sie also nicht mehr wissen, wo Ihnen der Kopf steht oder ob Sie sich auf dem rechten Weg befinden, lohnt es sich, einen Moment innezuhalten und Ihren Geist in den gegenwärtigen Moment zurückzuholen. Dies geschieht, wenn Sie sich zum Beispiel auf die Atmung konzentrieren oder sich einfach vergewissern, was Sie gerade tun.

Ich wünsche Ihnen von Herzen ein achtsames, friedvolles und erfülltes Leben. Mögen alle Wesen glücklich und frei sein!

Ihre Sandy Taikyu Kuhn Shimu

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