Das Selbst

Vor etwas mehr als einem Jahr, lag ich mit Grippe im Bett. Es stinkte mir gewaltig, denn abgesehen von den Schmerzen und dem Unwohlsein, wollte ich lieber an den weihnachtlichen Feierlichkeiten teilnehmen, als siechend im Bett zu liegen. Über all die Jahre, in denen ich mich mit Spiritualität und übersinnlichen Fähigkeiten beschäftigte, eignete ich mir die eine oder andere Heiltechnik an. Auch jegliche Geräte, die mit Schwingung auf den Körper einwirken und diesen harmonisieren, faszinierten mich seit jeher und waren in meinem Haushalt zur Genüge vertreten. Mein Ziel war klar: so schnell wie möglich wieder gesund werden und ja nichts verpassen. Zu meinem Erstaunen wirkten weder die angewendeten Heiltechniken, noch die zu Hilfe gezogenen technischen Geräte. Irgend etwas musste doch meinen Körper dazu bringen, jetzt gleich wieder gesund zu sein, dachte ich genervt und wütend. Irgend etwas musste ich übersehen haben, denn ich wusste, wie stark die Heilkräfte und die Geräte wirkten.

Nach zwei Tagen des Ausprobierens und Kombinierens all dessen, was mir in den Sinn kam, gab ich auf. Ich lag einfach nur in meinem Bett und bemitleidete mich selbst. Zudem befielen mich leichte Zweifel darüber, weshalb denn «diese Dinge» nicht wirken wollten. Als ich meinen Gram ein wenig beiseiteschieben konnte und einfach nur in meinen Körper hineinspürte, dieses Hineinspüren bis ins Unendliche hinauszog, katapultierte «es» mich von der einen auf die andere Sekunde in eine andere Dimension, so schien mir zumindest. Vom einen auf den anderen Augenblick war nichts mehr, wie es einmal war. Mein Geist war klar und wach, mein Körper schmerzte zwar immer noch, doch irgendwie kümmerte es mich gar nicht mehr. Mein Bewusstsein war präsent und Dinge sowie Situationen enthüllten plötzlich ihre wahre Natur. Ich war überwältigt von diesem Zustand und schlief irgendwann selig ein. Als ich ein paar Stunden später aufwachte, war ich gesund. Keine Schmerzen, keine triefende Nase, nur noch Lebenskraft und Hunger. Ich stürzte mich mitten in der Nacht in die Küche und stillte meinen Hunger. Diese andere Dimension war immer noch präsent, so, als habe es sie nie nicht gegeben und deren Präsenz machte mich einfach nur selig. Noch vor dem Augenblick, als ich wegdöste, wurde mir bewusst, dass diese Dimension, diese Präsenz nichts anderes als mein Selbst ist. Wie konnte es sein, dass ich mein Selbst all die Jahre nicht erkannte und an diesem vorbeilebte?

Am anderen Tag begleitete ich meinen Mann auf unserer gewohnten Joggingrunde. Wohlgemerkt, dass ich noch einige Stunden zuvor mit Grippe im Bett lag und versuchte ihm in Worten zu erklären, was ich erfahren hatte. Obwohl ich es ihm auf verschiedene Wege versuchte klar zu machen, dass diese Kraft wohl in allen von uns sei und wir diese unbedingt nutzen müssen, verstand er mich nicht und dachte sich wohl, dass ich nun den Sinn für jegliche Realität vollständig verloren hatte. Ich muss hier erwähnen, dass mein Mann derjenige ist, der mich im spirituellen Dschungel als unternehmerisch denkender Privatbanker immer wieder auf den Boden zurückholt. Doch als ich auch nach Tagen noch immer vom Selbst sprach, liess er sich dazu verleiten, die Übungen zu machen, die ich ihm vorschlug, damit auch er erfahren konnte, was ich erfuhr. Ich unterbreitete ihm im vergangenen Jahrzehnt viele Ideen und irgendwann sagte er mir: «Lisa, ich probiere diese Dinge gerne aus, sobald Du Dich nach einem halben Jahr immer noch damit beschäftigst».

Einen Monat später, befasste sich auch mein Mann mit dem Selbst und sogar unser Sohn faszinierte die Arbeit mit dem Selbst, wie ich es nenne. Ich wusste, dass wenn Sohn sich freiwillig meldet und sagt: «Mama, machen wir eine Selbst Meditation?», es etwas ist, das einen wirklichen Mehrwert für ihn hat.

Heute, über ein Jahr, nach dem ich mein Selbst erkannt habe, ist nichts mehr, wie es einmal war. Natürlich haben die Dinge, die zu mir gehören, «überlebt» und begleiten mich weiter. Doch Vieles, was sich nicht mit meinem Selbst identifizieren konnte, fiel weg und machte Platz für Neues. Neues, das wirklich zu mir und meinem Selbst passt und mich auf meinem Weg unterstützen kann.

 

Das Selbst: Ein Beitrag von unserer Autorin Lisa Schnider

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